Bezug zu Lessing
Oberschule für Mädchen – Lessing-Schule – Lessing-Gymnasium: Zur Geschichte der Namensgebung
Am 31. Mai 1957 fand die Einweihung des neuen Gebäudes unserer Schule am heutigen Standort am Ilmenauufer statt. Zugleich erfolgte die Umbenennung zum heutigen Namen der Schule: „Lessing-Gymnasium“.(1) Warum fiel die Wahl auf Lessing? In den Reden, die zur Einweihung gehalten wurden, werden ungefähr folgende Begründungen genannt:
Lessing stammt aus Kamenz in Sachsen, aber sein Leben spielte sich weitgehend im norddeutschen Raum ab. Jahre seines Lebens verbrachte er in Hamburg und in Wolfenbüttel. Hier entfaltete sich sein Wirken, das im Bereich der Literatur Maßstäbe bis in die heutige Zeit setzte. Zu nennen wären hier etwa seine Auffassungen zur Dramentheorie oder seine Grundsätze der Literaturkritik.
Lessings Name stehe zudem für die Toleranz der Religionen. Der „Nathan“ als „Kampfschrift gegen die Unduldsamkeit des religiösen Dogmas“(2) wird in einer der Einweihungsansprachen aus dem Jahr 1957 genannt.
Lessing habe außerdem, so die Initiatoren der Namensgebung, sich besonders um die Mädchen- und Frauenbildung verdient gemacht: Seine Minna von Barnhelm sei ein Vorbild an Verstand, Tatkraft und Witz, die auch den Schülerinnen des Jahrgangs 1957 noch etwas bedeuten könne. Auch an einer Mädchenschule, die ihren Absolventinnen die Wahl zwischen dem sprachlichen, dem mathematisch-naturwissenschaftlichen und dem hauswirtschaftlichen Abitur ließ, scheint dies wichtig gewesen zu sein.(3)
Aber woher stammt eigentlich das Lessing-Denkmal im neuen Eingangsbereich unserer Schule und seit wann steht es da? An Fakten lässt sich dazu aufzählen:
Es handelt sich bei der Skulptur um einen Abguss der Lessing-Büste von Ernst Rietschel. Dieser Bildhauer lebte von 1804 bis 1861, er ist also kein Zeitgenosse Lessings gewesen und konnte demnach auch Lessing nicht nach dem Leben porträtieren. Er wird sich in der Darstellung von Abbildungen haben leiten lassen und außerdem vom allgemeinen Zeitgeschmack des 19. Jahrhunderts darüber, wie man einen Klassiker darzustellen habe. Vielen ist Rietschel bekannt durch das Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Nationaltheater in Weimar.(4) 1853 wurde sein Lessing-Denkmal in Braunschweig eingeweiht, von dem unser Lessing ein Abguss ist.
Die Gipsformerei der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbe-sitz in Berlin stellte die Lessing-Büste im Auftrag des Elternringes her.(5) Aus Gips ist sie aber natürlich nicht: Am Samstag, dem 2. September 1989 um 10:00 Uhr wurde die neue Lessing-Bronzebüste im Raum A6 in einer offiziellen Feierstunde festlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu waren Vertreter der Eltern-schaft, der Schüler, der Lehrer, der Bezirksregierung, der im Stadtrat vertretenen Parteien und der Sponsoren eingeladen.(6)
Seitdem steht der Lessing im neuen Eingangsbereich und wacht über Eintritt und Ausgang. Übrigens soll es Glück bringen, vor Klassenarbeiten und Klausuren, sollte man nicht fleißig gelernt haben, kurz Lessings Nase zu berühren. Denn wie sagte der Schul-leiter der Fürstenschule St. Afra in Meißen bei der Einschulung zu Lessings jüngerem Bruder? „Sei fleißig, aber nicht so naseweis wie dein Bruder!“
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